Beim diesjährigen Internationalen Self Transcendence Marathonschwimmen durch den Zürichsee war BSG-Sportlerin Birgit Kleber am Start. Und finishte ihr bislang längstes Freiwasserschwimmen in einer Zeit von 8:36 Stunden. Unerwartet gelang ihr damit der
2. Platz in der Wertung der Frauen (19-39 Jahre ohne Neoprenanzug).
Begleitet wurde Birgit von ihrem Mann Marco auf dem Kajak, der ihr Essen und Trinken anreichte und sie präzise durch den See von Rapperswil nach Zürich navigierte. Wie sie sich vorbereite, worin die größten Herausforderungen lagen und welche Tipps sie fürs Freiwasserschwimmen hat, berichtet sie für die BSG BML.
links: Blick vom Begleitboot, rechts: auf dem Weg nach Zürich
Birgit, wie war der Schwimm-Marathon für Dich?
Es war traumhaft schön! Wir haben Menschen aus aller Welt getroffen, die ebenso schwimmverrückt sind. Natürlich war es teilweise hart, aber das Wasser war glasklar und die Landschaft ein Erlebnis. Auch waren die Wetterbedingungen bestens.
Was bedeutet das?
Morgens schien die Sonne, später war es bewölkt. So haben wir keinen Sonnenbrand bekommen. Geregnet hat es erst abends. Auch hatten wir Glück, weil es am Tag vorher noch gestürmt hatte und der Wind den See aufgepeitscht hat.
Also ruhiges Wasser?
Okay, ab Kilometer 10 bis zum Ziel gab es schon ziemlich viele Wellen. Aber alles im grünen Bereich. Und bei 25 Grad Wassertemperatur schwimmt es sich sehr gut.
links: Vorbereitung für den Start in Rapperswil, rechts: Marco fährt sich vorab warm
Wie kommt man auf die Idee, so etwas zu schwimmen?
Ehrlich gesagt wollte ich mir schon mal was beweisen und meine Grenzen austesten. Ich hatte bei einem 24-Stunden-Schwimmen schon eine längere Distanzen geschafft, allerdings mit vielen Pausen und auch mal Schlafen zwischendurch. Irgendwann habe ich im Internet von diesem Schwimm-Event gelesen und Videos dazu gefunden. Als ich sah, dass hier Hobbysportler schwimmen und darunter auch teilweise höhere Altersklassen vertreten sind – also Menschen wie Du und ich – war mir klar: Das schaffst Du auch!
Ich war dann erstaunt, dass es so schnell mit einem Startplatz geklappt hat. Die Nachfrage ist sehr groß. Ehrlich gesagt war ich auch erschrocken, dass mein etwas gewagter Traum plötzlich so konkret wurde!
li: Teamwork ist wesentlich, re: die Crews waren mit unterschiedlichsten Booten unterwegs
Und wie hast Du Dich vorbereitet?
Schwimmen, schwimmen, schwimmen. Die Distanzen immer mal steigern. Aber es war oft schwer, neben dem Job und anderen Verpflichtungen wirklich ausreichend Zeit fürs Training zu finden. Zeitweilig dachte ich schon, dass ich so meinen Traum wohl nicht erreichen kann.
Hilfreich waren ein 10-Kilometer-Schwimmen in Losheim, das 12 Kilometer-Schwimmen in Köln und das 24-Stunden-Schwimmen in St.Augustin. Ich merkte, dass ich gut im Training bin. Das ist auch psychisch wichtig als Motivation. Wichtig war dann, das Zusammenspiel von Kajak und Schwimmen zu üben. Marco musste mir ja Essen und Trinken ins Wasser werfen.
Schwimmen. Schwimmen. Schwimmen. Schwimmen. Stundenlang. Immer an der „Goldküste“ lang.
Hat es geklappt?
Ja, Marco hat das super geleistet. Ohne ihn wäre das nicht möglich gewesen. Auch hat er perfekt navigiert. Ich brauchte mich nur aufs Schwimmen konzentrieren und nicht darauf, die ideale Linie zu finden. Und er hat mich am Ende noch mal ordentlich motiviert.
Wie war es unterwegs?
Ich fühlte mich erstaunlich gut. Vor allem zur Halbzeit habe ich noch mal Tempo zulegen können und einige andere überholt. Eigentlich war mein einziges Ziel, anzukommen. Ich hatte gehofft, eventuell eine Zeit von zehn Stunden zu schaffen. Doch ich bin in einen angenehmen Schwimmrhythmus gekommen, der mich gut vorangebracht hat.
Was war die größte Herausforderung für Dich?
Die letzten sieben Kilometer. Man sah das Ziel schon, aber es schien einfach nicht näher zu kommen! Vor allem die letzten drei Kilometer war ich völlig wütend und demotiviert. Wenn Marco mich nicht angefeuert hätte, wäre ich wohl nur noch Brust, Rücken und „Badewanne“ geschwommen, um mich auszuruhen.
Und was war der schönste Moment?
Es gab mehrere Highlights: Einerseits gab es eine ruhige Minute vor dem Start. So konnte man noch einmal durchatmen und zur Ruhe kommen, bevor der Startschuss fiel. Das war so ein Gänsehaut-Moment, wo mir bewusst wurde, wie spannend alles ist! Schwimmer aus aller Welt stehen neben mir im Wasser, um gemeinsam durch diesen See zu schwimmen. Es war eine gelöste, freundschaftliche Stimmung.
Dann der Moment, wo die Boote zu den Schwimmern gekommen sind. Plötzlich war Marco neben mir. Ich war glücklich! Und dann natürlich die Freude, gut durchzukommen und auch ein bisschen von der schönen Landschaft zu sehen. Klar, im Ziel war ich auch glücklich, vor allem weil es eine heiße Dusche, eine Massage und gutes Essen gab!
links: Selfie… Sonnenschutz ist wichtig!, rechts: angekommen im Schlossbadi in Zürich
Was kommt als nächstes?
Ehrlich gesagt bin ich froh, jetzt auch mal wieder anderen Sport machen zu können! Und dann freue ich mich natürlich noch auf den Zülpich-Triathlon und das Unterbachersee-Schwimmen sowie auf alle weiteren Gelegenheiten, mit den BSG’lern unterwegs zu sein.
Das man so was im Alter noch erleben darf 😉 Für jeden Finisher gab es eine Geschenktasche!
Hast Du Tipps fürs Freiwasserschwimmen?
Natürlich erstmal: möglichst oft „outdoor“ schwimmen, um Erfahrungen zu sammeln. Das hilft auch, eine gerade Linie zu finden. Meistens hat man keine Leine und kein Boot zur Orientierung an der Seite. Und noch etwas: Egal, wie lang die Distanz ist – wenn man merkt, dass man „nicht mehr kann“, einfach versuchen, so entspannt und langsam wie möglich zu ziehen. Das hilft einem durch den Tiefpunkt und man kommt dabei dennoch schneller voran, als man denkt.
Birgit, danke für das Selbstinterview!
Gerne, bitteschön. 🙂 (ohje!)